Ob das Papier Herbert Diess die Zornesröte ins Gesicht getrieben hat, wissen wir nicht. Klar ist jedenfalls, dass es in einer Ampelkoalition kein Aus für den Verbrennungsmotor geben wird, wenn er mit synthetischem Kraftstoff betrieben wird. Durchgesetzt hat dieses Schlupfloch in die Technologieoffenheit FDP-Chef Christian Lindner. Mit Sicherheit werden die Mineralölkonzerne und potentielle Hersteller die Entwicklung synthetischer Kraftstoffe jetzt massiv forcieren.
Das ist eine klare Absage der Wünsche von Herbert Diess, nur den Elektromotor mit Batterie als Zukunftslösung zuzulassen. Diess hatte die Lösung mit alternativen Kraftstoffen stets als unrealistisch, sinnlos und nachgerade dumm bezeichnet. Nicht aus Gründen angewandter Umweltverantwortung, sondern aus ziemlich rücksichtslosen Gründen: allein um den von ihm bei VW eingeleiteten Weg in die Batterie-Mobilität zu begünstigen. Herbert Diess´ Abkehr von marktwirtschaftlichen Gesetzen hin zu planwirtschaftlicher Staatslenkung hat viele verwundert. Sie sei nur damit erklärbar, dass Diess den eingeschlagenen Weg zur E-Mobilität unbedingt zum Erfolg führen muss, um sich selbst als VW-CEO zu retten. „Diesem Ziel unterwirft Diess jede Vernunftslösung. Sein angeblicher Sinn für Klimaschutz ist Heuchelei und purer Egoismus eines maßlos überheblichen und arroganten Managers, der wie einst Ferdinand Piëch gottgleich abgehoben zu führen versucht“, schimpft ein Manager aus der Wolfsburg. Diess habe sich mit der konsequenten E-Mobilitäts-Ausrichtung verhoben. In China stünden VW-E-Mobile teilweise wie Blei bei den Händlern. Besonders beim ID.4 würden die Erwartungen nicht erfüllt.
Dass Diess nun von den von ihm selbst angekündigten Stellenstreichungen von 30.000 in Wolfsburg zurückrudert, sei der Versuch, sein oft emotionales Vorpreschen zu reparieren. Wenn eine künftige Bundesregierung die einseitige Förderung von E-Autos zurückfahre, bleibe von den VW-Plänen, allein auf Batterie-Mobilität zu setzen, nichts mehr übrig.
Wörtlich heißt es in dem vereinbarten Rahmen der Ampel-Verhandler: „Gemäß den Vorschlägen der EU-Kommission hieße das im Verkehrsbereich, dass in Europa 2035 nur noch CO2-neutrale Fahrzeuge zugelassen werden – entsprechend früher wirkt sich dies in Deutschland aus. Außerhalb des bestehenden Systems der Flottengrenzwerte setzen wir uns dafür ein, dass nachweisbar nur mit E-Fuels betankbare Fahrzeuge neu zugelassen werden können. Wir wollen Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität machen und dafür den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur massiv beschleunigen. Ein generelles Tempolimit wird es nicht geben. Im Rahmen klimafreundlicher Mobilität werden wir die Entwicklung intelligenter Systemlösungen für den Individualverkehr und den ÖPNV unterstützen.“
WebAutoBlog/ Prof. Hans-U.Wiersch
